Hungerkünstler ohne natürliche Feinde
Der Mensch verkehrt in seiner „Stammkneipe“ – ist dieses Wirtshaus nicht in Sicht, nimmt er, was kommt. Ähnlich verhalten sich auch die Flöhe. „So ist der Menschenfloh in Deutschland so gut wie ausgestorben. 70 Prozent aller Flöhe sind Katzenflöhe, 26 Prozent Vögelflöhe, und der Rest verteilt sich auf Nagetiere“, erklärt Prof. Heinz Mehlhorn vom Institut für Parasitologie an der Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf, das sich mit dem Thema in einem Symposium beschäftigt. Von den insgesamt 1.500 verschiedenen Arten der eins bis sieben Millimeter großen Flöhe leben 80 in Mitteleuropa, aber nur wenige sind ständig am Wirtstier festgesogen. Ist das entsprechende Tier nicht in Sichtweite, vergreift der Floh sich auch am Menschen. Die Möglichkeit, in diesem Jahr einen Flohstich zu erleiden, erhöht sich durch die überdurchschnittliche Zahl der Flöhe. Ursache dafür sind die ganzjährig milden Temperaturen.
Juckende Schmarotzer
Biologisch gesehen leben Flöhe schmarotzend auf warmblütigen Tieren, die als Wirt bezeichnet werden. Sie nähren sich vom Blut des Wirtes, ihre Larven dagegen ausschließlich von faulenden Stoffen. Dabei hinterlässt der Floh in seinem Speichel ein Drei- Komponentengemisch. „Die erste dient der Betäubung, um sich ungesehen davonzustehlen. Die zweite wirkt gewebe-auflösend und die dritte verflüssigt das Blut“, skizziert Mehlhorn das chemische Rüstzeug der Tiere. Würde der Schmarotzer während seiner Mahlzeit gestört, dann würde er nervös und hinterließe gleich mehrere Stiche. Diese erzeugen dann die typischen Formationen, anhand derer man das Vorhandensein der Flöhe, ohne sie selbst zu sehen, erkennt. Der Speichel und eventuell vorhandene Bakterien verursachen den Juckreiz. „Kratzt der Betroffene an einem Stich, so jucken alle anderen mit“, beschreibt Mehlhorn das Malheur. Repetieren nennt sich dieser Effekt, der auch aus Schusskünsten stahlharter Western-Revolverhelden bekannt ist. Auslöser dafür sei eine Reizung der Hautnerven. „Um den Juckreiz zu lindern, sollte man alles verwenden, was betäubt. Aspirin könne man auf den Stellen verreiben oder mit Eiswürfeln kühlen“, rät Mehlhorn. Dem Floh stehen im Dickicht seiner behaarten Wirte praktisch keine natürlichen Feinde gegenüber, so dass der Mensch selbst den unliebsamen Gast vertreiben muss. Im Puppenstadium könnten sonst beispielsweise Tiere selbst in Ferienwohnungen überwintern, ohne Blut zu saugen. Überhaupt ist der Floh ein wahrer Artist. So ist er in der Lage, fast ein Jahr lang, also mehr als die Hälfte seines Lebens, zu hungern, weil ihn der Chitinpanzer vor Austrocknung schützt. Hüpfen kann er zehn Zentimeter hoch und mehr als 30 Zentimeter weit. „Die Zahl von Flohpopulationen zu schätzen ist unmöglich. Auf Igeln 300 oder in Vogelnestern 200 Flöhe zu finden, ist jedenfalls keine Seltenheit“, erläutert Mehlhorn, und nicht immer bleiben sie ihrem angestammten Wirtshaus treu.
Aussehen
Flöhe sind hervorragend an ihre Lebensweise angepasst. Ihr harter bräunlicher Körper ist seitlich abgeflacht und macht es fast unmöglich, sie zu zerdrücken. Der hohe, schlanke Körper ist ausgezeichnet geeignet, sich zwischen Haaren und Federn zu bewegen. Auffälliges Merkmal der Flöhe sind ihre gut ausgebildeten Sprungbeine. Bei großer Gefahr kann der Floh damit gewaltige Sprünge ausführen. Ein Sprung von 30 cm erscheint zwar für uns Menschen nicht so viel zu sein, ist aber etwa das 200-fache der Körperlänge des Flohs. Ein Mensch müsste im Vergleich ca. 350 Meter weit springen. Die Flohlarven sind bein- und augenlos, abstehend behaart und weisen am Körperende ein feines Haarbüschel auf.
Entwicklung
Während ihres eineinhalbjährigen Lebens legen die weiblichen Flöhe einige hundert Eier. Sie sind glatt, oval, von grauweißer Farbe, etwa 0,25 mm lang und man kann sie mit dem bloßen Auge erkennen. Sie werden nicht wie Läuseeier festgeklebt, sondern fallen zu Boden, besonders an den Ruhestellen des Wirts. Bei Zimmertemperatur entwickeln sie sich in 10 Tagen. Aus ihnen schlüpfen die Larven, die sogenannten Drahtwürmer. Die Entwicklungszeit ist von der Temperatur abhängig, die Larve benötigt zwischen 8 und 150 Tage dafür. Sie halten sich an anderen Orten als die erwachsenen Flöhe auf und leben nicht parasitisch. Die Drahtwürmer finden ideale Bedingungen in der Nähe der Aufenthaltsplätze der Wirte. Hier ernähren sie sich vom Kot der erwachsenen Flöhe und anderem organischen Material („Detritus“). In unseren Wohnungen verpuppt sich die Larve nach ca. 2 Wochen. Hierzu bildet die Larve einen Kokon, der aus dem Sekret der Speicheldrüse gewonnen wird. Er ist meist von Staub bedeckt und kaum zu erkennen. Das Puppenstadium dauert von einer Woche bis zu mehrere Monaten. Der schlüpfreife Floh kann monatelang in seiner Puppenhülle ruhen, bis sich ihm ein Wirtstier oder ein Mensch nähert. Die von ihm erzeugten Erschütterungen des Bodens löst das Schlüpfen aus. In lange unbenutzten Räumen können schließlich zahlreiche Puppen auf dieses Zeichen warten. Den Ahnungslosen, der als erster den Raum betritt, befallen die soeben geschlüpften ausgehungerten Flöhe dann zu hunderten.
Vorkommen und Bedeutung
Flöhe fühlen sich in der Nähe ihrer Wirte am wohlsten, in Teppichen und Polstermöbeln, wo sie auch die meiste Zeit verbringen. Nur zum Blutsaugen suchen sie den Menschen auf. Ihr Stich hinterlässt einen kleinen, juckenden Einstich. Charakteristisch ist, dass Flohstiche fast immer in Reihen liegen, weil die Flöhe leicht irritiert werden bzw. Probestiche vornehmen. Jede Flohart ist von einem besonderen Wirt abhängig. kann aber gelegentlich auch von anderen Tieren Blut saugen. Von den etwa 60 bei uns vorkommenden Arten kann fast die Hälfte den Menschen beißen.
Was tun gegen Flöhe ?
Eine genaue Artbestimmung ist immer erforderlich. Ist die genaue Art bekannt, bestimmt diese die Maßnahmen mit. Als Beispiel seien Igelflöhe erwähnt. Diese werden erfahrungsgemäß von spielenden Kindern immer wieder in Wohnungen eingeschleppt und eine Tilgung des Befalls wird durch wiederholte Einschleppung erschwert. Meistens sitzen die Flöhe im Teppich. Seltener sind sie in Polstermöbel zu finden. Treten die Tiere nur vereinzelt auf, genügt häufig schon regelmäßiges Staubsaugen. Besondere Sorgfalt sollte der Säuberung des Schlafplatzes der Haustiere gelten, denn hier finden die Flohlarven ideale Bedingungen für ihre Entwicklung. Bei freilaufenden Hunden und Katzen beugen Ungezieferhalsbänder einer Flohplage vor. Ist die Herkunft der Flöhe bekannt und die Quelle beseitigt (Hunde und Katzen benötigen vor der Bekämpfung immer eine Behandlung durch den Tierarzt!), können sie mit einer Kombination aus synthetischem Juvenilhormon-Metophren (diese hemmen die Entwicklung der Insekten und zerstören so die Eier und Larven der Flöhe), Fettsäuren (ersticken den Floh) und Kaliumsalzen (trocknen die Eier aus) behandelt werden..
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Bei starkem Befall gilt wie immer: Rufen Sie einen Fachmann, also einen geprüften Schädlingsbekämpfer.