Grundsätzlich lässt sich sagen, dass vorbeugende Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen verboten sind. Das bedeutet nicht, dass man nicht im Vorfeld Maßnahmen einleiten sollte, die einen späteren Befall erst gar nicht aufkommen lassen. Dieser Grundsatz bezieht sich besonders auf das Ausbringen von Insektiziden zur Vorbeugung.
Phrophylaxe ist wichtig, muss aber auch richtig verstanden werden. Sie bezieht sich unter anderem auf folgende Punkte
bauliche Mängel (Hygienic Design)
Temperaturen (die meisten Schädlinge mögen es warm)
Monitoring-Systeme (dienen der Feststellung von Schädlingsbefall)
Lagerung von Lebensmitteln (geschlossene Behälter)
Reinigung (kein Substrat zur Entwicklung)
Ätherische Öle haben einerseits repellierende und auch insektizide Wirkungen auf Insekten, andererseits sind sie unter anderem wegen ihrer Bioabbaubarkeit interessante Forschungsobjekte. In den vorliegenden Untersuchungen wurden Praxisversuche mit Lavendelextrakten in standardisierten Kleiderschrankattrappen sowie Laborversuche mit repellierenden Ölen und anderen Substanzen in einer kleinen Versuchsarena durchgeführt.
In zwei Schrank-Attrappen aus Hartpappe wurden unter konstanten Klima- und Belüftungsbedingungen praxisnahe Versuche zur Vergrämung adulter Kleidermotten, Tineola bisselliella (Hummel), beiderlei Geschlechts durchgeführt. In Wahlversuchen wurde eine Schrankattrappe mit einem attraktivem Substrat, eine zweite Schrankattrappe mit Substrat sowie Lavendelextrakten in Form eines Filter-Dispensers bzw. in Form eines Granulat-Dispensers angeboten. In den Schrankattrappen wurden fliegende Motten zum Teil auf Klebestreifen gefangen. Bei einer Fängigkeit von rund 40 % innerhalb von 10 Tagen ergab der Filter-Dispenser eine Befallsreduktion um 7 %, der Granulat-Dispenser eine Reduktion um 19 %. Durch Laborversuche in einer zweiteiligen Versuchsarena mit Larven der Dörrobstmotte, Plodia interpunctella (HÜBNER) und der Kleidermotte wurden ein Diethyltoluamid-haltiger Kleber sowie Eugenol, Kokosöl und Azadirachtin auf ihre repellierende Wirkung getestet. Als Auswertungskriterium konnte sowohl die Kriechgeschwindigkeit der Larven als auch die Anzahl der in Teilbereiche eingewanderten Larven gewertet werden. Bei den bisherigen Versuchen zeigte Eugenol den stärksten Repellent-Effekt.
Neem wird in den USA und anderen Ländern bereits erfolgreich als natürlicher Fraßhemmer und Insektizid im Pflanzenschutz eingesetzt. Die Wirkung ist besonders auf den Inhaltsstoff Azadirachtin zurückzuführen. Um die Einsatzmöglichkeiten für den Materialschutz zu testen, wurden Versuche mit der Kleidermotte Tineola bisselliella (Hummel) durchgeführt und Teststandards aus dem Prüfungsverfahren für Textilausrüstungen zugrunde gelegt.
Der Test-Wollstoff wurde mit Nährstoffen versetzt, damit die Versuchsinsekten optimale Bedingungen zur Ernährung vorfanden. Ans
chließend wurde eine 0,1 %- bis 5 %ige Azadirachtin-Lösung mit Öl als Trägerstoff appliziert. Für die Erfassung der Fraßverluste wurden die Stoffproben nach den Versuchen über einen Scanner digitalisiert und die gespeicherten Bildinformationen mit Hilfe eines Pixelzählprogrammes ausgewertet. Der Pixelwertvergleich ermöglichte eine sehr genaue Unterscheidung der Fraßverluste. Die 1 %ige Azadirachtin-Lösung mit einer Aufwandmenge von 10 Gewichtsprozent des Stoffes wirkte weder signifikant repellierend noch fraßhemmend. Erst bei Applikation der 5 %-igen Lösung zeigte sich gegenüber der nicht behandelten Kontrolle eine fraßhemmende Wirkung. Wurde eine Aufwandmenge von 100 Gewichtsprozent des Stoffes appliziert, so waren im Vergleich zu Unbehandelt bei 1 %iger Azadirachtin-Lösung 46 % Fraßverlust, bei 2 %iger T/S-Lösung 23 % Fraßverlust zu beobachten.
Auf der Suche nach umweltfreundlichen und sicher zu handhabenden Verfahren zur Schädlingsvermeidung und Schädlingsbekämpfung im Handel und in Privathaushalten werden verschiedenartige Pflanzeninhaltsstoffe untersucht. In vielen Ländern Südostasiens gehört Patschuli als verbreitetes Hausmittel zu den wichtigsten insektenrepellierenden Mitteln.
Allgemein bewirkt ein Repellent eine Bewegung von einer Geruchsquelle weg. Speckkäfer können in Haushalten organische Stoffe tierischen Ursprungs befallen, ihre Larven können auf Futtersuche oder kurz vor der Verpuppung aber selbst in Baumaterialien Schäden verursachen. Um die Repellentwirkung von Patschuli auf den Kabinettkäfer, Anthrenus verbasci (L.), den Pelzkäfer, Attagenus smirnovi zhantiev, den Dornspeckkäfer, Dermestes maculatus DE GEER, und Trogoderma angustum (Solier) zu überprüfen, wurde den Insekten in Wahl- und Zwangsversuchen eine Umgebung mit und ohne die Testchemikalie geboten.
Bei den Versuchsreihen zeigte sich, daß Patschuliölgranulat sowie Patschuli-Blätter unter den gegebenen Bedingungen und Dosierungen Fraß und Eiablage der getesteten Dermestiden nicht verhindern konnten. Eine toxische Wirkung war nicht nachweisbar.
Ocimum suave, O. kenyense und O. kilimandscharicum sind in Ostafrika weitverbreitete Medizinalpflanzen. Die Blätter dieser Pflanzen werden traditionell zur Behandlung verschiedener Beschwerden wie Übelkeit, Husten oder Durchfall und außerdem zur Vergrämung von Stechmücken und zum Schutz gelagerten Getreides vor Insektenfraß verwendet. Ziel dieser Untersuchung war die Bestimmung der biologischen Wirkung von Eugenol, Kampfer und 1,8 Cineol, den Hauptbestandteilen der ätherischen Öle aus den drei Ocimum Arten, gegenüber dem Kornkäfer, Sitophilus granarius L., dem Maiskäfer, Sitophilus zeamais Motschulsky, dem Rotbraunen Reismehlkäfer, Tribolium castaneum (Herbst), dem Großen Kornbohrer, Prostephanus truncatus Horn, dem Tabakkäfer, Lasioderma serricorne (Fabricius), und dem Brotkäfer, Stegobium paniceum (L.).
Alle drei Pflanzeninhaltsstoffe wirkten stark giftig und vergrämend auf die Käfer und verhinderten vollständig die Entwicklung von Eiern und Jugendstadien. Eine Applikation von 10 (l Reinsubstanz in 10 ml Aceton auf 250 g Getreide führte innerhalb von 24 h zu 100 % Mortalität. Die Repellenzwirkung dieser Dosis lag zwischen 80 % und 100 %. Wurden Schadinsekten erst 10 Tage nach Wirkstoffapplikation auf das behandelte Getreide gesetzt, führte dies zu einer Verminderung der Nachkommenzahl auf ein Viertel der Werte in nur mit Aceton behandelten Kontrollen. Die Beständigkeit der Wirksubstanzen ist nach ersten Versuchen als gering einzustufen. Zur Zeit werden Möglichkeiten zur Verstärkung der Beständigkeit der Bestandteile durch Vermischung mit natürlichen Pflanzenölen untersucht.
Tipps zur Bekämpfung und Vorbeugung finden Sie auch bei der jeweiligen Schädlings-Beschreibung.